Arbeitsplatzverluste und Zinsdruck stellen Stuttgarter Wohnungsmarkt auf die Probe
Arbeitsplatzverluste und Zinslast setzen Immobilienmarkt unter Druck
Stuttgart — Der regionale Wohnungsmarkt steht vor einem Wendepunkt. Entlassungsankündigungen bei großen Automobilzulieferern und Herstellern, steigende Anschlusszinsen nach langen Niedrigzinsjahren und eine schwächere Kaufkraft führen zu einem deutlich grösseren Angebot und längeren Verkaufszeiträumen.
Immobilienmakler Ceyhan Budak, der mehrere RE/MAX-Standorte in der Region leitet, beobachtet einen Anstieg der zum Verkauf stehenden Objekte um rund 20 bis 30 Prozent. Viele Eigentümer holen nun Wertermittlungen ein, weil die erste Zinsbindung ausläuft und die neuen Konditionen deutlich höher sind. Zugleich wächst die Verunsicherung durch Personalabbau bei Bosch, Mercedes-Benz und Porsche.
Verkauf dauert länger, Mietmarkt gewinnt
Früher wurden Häuser und Wohnungen in der Region häufig innerhalb von vier bis acht Wochen verkauft. Aktuell verlängert sich die Verkaufsdauer auf zwei bis drei Monate, in Einzelfällen bis zu einem halben Jahr. Für viele bedeutet das, dass Kaufpläne verschoben und auf den Mietmarkt ausgewichen werden, was die Nachfrage nach Mietwohnungen antreibt.
Preisentwicklung: Abschwung hat bereits begonnen
Nach dem starken Anstieg der Quadratmeterpreise 2024 zeichnet sich 2025 eine Trendwende ab. Zahlen aus Stuttgart zeigen einen Rückgang von knapp 6000 auf rund 5800 Euro pro Quadratmeter. Budak rechnet damit, dass die Preise in der Stadt in den nächsten 12 bis 18 Monaten um weitere fünf bis zehn Prozent fallen könnten, in peripheren Lagen sogar um zehn bis 15 Prozent.
Wer bleibt stabil, wer trifft es hart?
Die Luxussegmente bleiben vergleichsweise robust, weil vermögendere Käufer flexibler agieren. Stark betroffen sind hingegen mittelständische Angestellte, Handwerker und Produktionsbeschäftigte, deren Finanzierungsspielräume enger werden. Vor allem Lagen ausserhalb gut angebundener S-Bahn-Regionen büssen an Nachfrage ein.
Politische Stellschrauben und regionale Chancen
Budak fordert politische Anreize, etwa Erleichterungen beim Ersterwerb und gezielte Förderprogramme für junge Familien, bessere Kinderbetreuung und Unterstützung der Automobilindustrie beim Übergang zur Elektromobilität. Solche Maßnahmen wirken aber erst mittelfristig.
Dennoch gebe es Gründe für Zuversicht: Baden-Württemberg verfügt über hohe Vermögenswerte und wirtschaftliche Substanz, wodurch die Region eher in der Lage sei, einen längeren Anpassungsprozess zu überstehen. Budak mahnt zugleich: «Es liegt an uns, jetzt die richtigen Weichen zu stellen, damit das Schlimmste verhindert wird.»
Hintergrundinformationen und Analysen rund um Immobilien, Börse und Wirtschaft bietet der wöchentliche Newsletter von René will Rendite.

01. Dezember
Entlassungen, Zinsdruck, Unsicherheit Wie sich die Schwäche der Autobranche auf die Immobilienpreise auswirktWenn Jobs schwinden, kippt der Wohnmarkt

30. November
Stuttgarter Wohnmarkt in Gefahr: Entlassungen, Zinswende und das drohende Preisminus«Wenn Jobs schwinden, fällt der Wert der Heimat»

30. November
Stuttgarter Wohnmarkt in Gefahr: Entlassungen, Zinswende und das drohende Preisminus«Wenn Jobs schwinden, fällt der Wert der Heimat»