Stuttgarter Wohnmarkt in Gefahr: Entlassungen, Zinswende und das drohende Preisminus
Entlassungswellen und Zinsdruck setzen die Nachfrage unter Druck
In der Region Stuttgart sorgt eine ungewöhnliche Kombination aus Massenentlassungen bei Branchenriesen und teureren Krediten für spürbare Verunsicherung auf dem Wohnungsmarkt. Makler melden deutlich mehr Angebote, längere Vermarktungszeiten und eine spürbare Zurückhaltung bei Käufern.
Der Immobilienprofi Ceyhan Budak beobachtet die Entwicklung aus nächster Nähe. Nach eigenen Angaben nimmt die Zahl der zum Verkauf stehenden Objekte in seinen Büros zu: Waren es vor einem Jahr weniger als 100 Inserate, betreut er derzeit rund 130 Verkaufsfälle gleichzeitig. Hintergrund sind strukturelle Schocks: Großunternehmen der Region haben tausende Stellen abgebaut, viele private Finanzierungen laufen aus und müssen zu deutlich höheren Zinsen erneuert werden.
Warum viele Eigentümer jetzt verkaufen oder prüfen
Budak erklärt, dass viele Haushalte vor zehn Jahren in einer Niedrigzinsphase günstige Darlehen abgeschlossen haben. Nun läuft die erste Zinsbindung aus und die Anschlussfinanzierung wird für zahlreiche Eigentümer deutlich teurer. Hinzu kommt die Angst vor Jobverlusten: angekündigte Stellenkürzungen bei großen Arbeitgebern veranlassen viele, den aktuellen Marktwert ihrer Immobilie zu prüfen, um finanziell flexibel zu bleiben.
Veränderter Markt, veränderte Preise
Die Nachfrage hat sich abgeschwächt, gleichzeitig steigt das Angebot. Das zeigt sich auch in den Zahlen: Nachdem die Quadratmeterpreise zuletzt noch angezogen hatten, notieren erste Marktdaten seit 2025 rückläufige Werte. Budak schätzt für die nächsten 12 bis 18 Monate ein weiteres Minus von fünf bis zehn Prozent in der Stadt, in peripheren Lagen sogar zehn bis 15 Prozent.
Welche Wohnlagen besonders betroffen sind
Am stärksten leiden demnach Wohnlagen außerhalb guter ÖPNV-Anbindung und jene Regionen, in denen Infrastruktur fehlt. Luxusimmobilien zeigen sich vergleichsweise robust, während der breite Mittelsektor der Erwerber, etwa Angestellte im mittleren Management oder Produktionsmitarbeiter, zunehmend ausfällt.
Was die Marktakteure fordern
Zur Abmilderung der Folgen nennt Budak mehrere Stellschrauben: Überlegungen zur Grunderwerbsteuer bei Ersterwerb, zielgerichtete Förderprogramme für junge Familien, besseres Betreuungsangebot und politische Unterstützung für die Transformation der Automobilbranche hin zur Elektromobilität. Er warnt aber zugleich, dass politische Maßnahmen erst mit Verzögerung wirken und die jetzigen Preisentwicklungen kurzfristig nicht verhindern werden.
Trotz der düsteren Vorzeichen bleibt Budak vorsichtig optimistisch. Baden-Württemberg verfüge über erhebliches Vermögen und wirtschaftliche Substanz, die der Region Zeit verschaffen könnten, notwendige Strukturwandel zu bewältigen. Entscheidend sei nun, richtige Weichenstellungen vorzunehmen, um einen längerfristigen Abwärtstrend zu vermeiden.
Interviewauszüge und Marktbeobachtungen basieren auf Aussagen von Ceyhan Budak, der mehrere RE/MAX-Standorte in der Region leitet, und auf regionalen Preisindikatoren.

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